Email Interview mit Max Loeb, Dresden


Dies interview wurde für eine Diplomarbeit für die Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" Dresden mit dem Titel "Freie improvisation, eine fremde sprache in der musik?" gemacht, in 2007.




1. Wie würden Sie freie Improvisation definieren?

Als Improvisation ohne vorherige Absprache


2. Wann und wie fingen Sie an mit der freien Improvisation?

In 1971 - mit MitstudentInnen


a. Wie haben Sie sich gefühlt?

Extatisch!


b. Gab es Momente, in denen Sie unsicher waren? Wenn ja, warum?

Ja ... ich glaube, das ist auch ein Teil menschlicher Kommunikation



3. Haben Sie Workshops oder Kurse besucht, um frei improvisieren zu lernen?

Nein. Habe sehr viel später in Workshops teilgenommen, das war aber eher zur Perspektivierung. Und seit langem lehre ich gerne bei ebensolchen ;-)


4. Welche Gründe haben Sie, improvisierte Musik zu spielen?

Kommunikation, Schönheit, ein anderer Bewusstheitszustand, das ist richtig neue Musik mit unserem eigenen Dasein verbunden, Komponieren mag interessant sein, wird aber zu einem Monolog, wenn man nicht innovativ, mit neuer Zusammenarbeit mit den Interpreten, damit umgeht.


5. Wie üben sie diese Musik?

Wenn es überhaupt üben heisst ... das Spielen für mich alleine ist nicht so wesens-verschieden vom Spielen für andere. Doch, es gibt gewisse Dinge die ich trainiere - u.A. habe ich in den letzten Jahren mich darum bemüht, auch lange spielen zu können - dies mit Hinblick auf ein mögliches Solokonzert. [Anmerkung - dies ist jetzt auch, Herbst 2007, realisiert]



6. Wie wichtig ist die Instrumentaltechnik in der freien Improvisation?

Technik ist wichtig, aber nicht in einem so absoluten Sinne wie bei fixierter Musik. Die Bewusstheit von eigenen Begrenzungen finde ich auch wichtig - das strategische Einsetzen von dem, was man kann.



7. Gibt es gute bzw. schlechte Improvisationen? Wenn ja, was sind die Kriterien?

Ja. Oft sind wir und das Publikum ziemlich einig darüber. Schlechte Improvisationen können von Klischees, Trägheit in der Kommunikation, "Einheitsbrei" geprägt sein, zugleich auch von Unklarheit in den Formulierungen, Strukturen und im Material - zwei Seiten derselben Medaille. Und die guten sind von - "Wachheit" geprägt.



8. Braucht man Erfahrung, um gut improvisieren zu können? Wenn ja, warum?

Erfahrung kann sehr gut sein, doch Anfänger haben auch den Vorteil, dass sie sehr intensiv beteiligt sind und daher manchmal was sehr gutes leisten. Wenn Erfahrung immerhin auch gut ist, dann deshalb, weil man doch mehr und mehr Einsicht akkumuliert, in dies und jenes. Man trainiert auch das Konzentrationsvermögen. Nun, es ist vielleicht Bisschen wie in der Liebe :-)



9. Wie wichtig ist für Sie die Form in dieser Musik?

Wichtig ... wie auch oft sehr komplex. Wenn es gelingt, dann würde ich von Struktur sprechen, die "interessant", "schön", mit "herrlich ausgeprägten Kontrasten" (oder das Gegenteil) usw. ist...



10. Woran denken Sie, wenn Sie improvisieren? (Bilder, Klänge, Situationen, Farben, usw.)

Wohl am meisten konkret daran, was ich tue und was passiert - wie "jetzt bleibe ich gerne etwas bei diesen Klängen", "was tue ich am nächsten", "was passt hierzu" etc. Als Musiktherapeut weiss ich auch, dass das ganze eine emotionale Ebene hat, worauf sich auch fokussieren lässt. In der freien Improvisation ist ein freies "Stream of consciousness" wohl typisch, mit Impulsen die immer wieder wechseln. Das lasse ich gerne zu ...






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